Rückblick – wie alles begann
Die Rückkehr des Weißstorches in Hessen ist ein großer Erfolg des Naturschutzes. 1986 gab es kein einziges Brutpaar mehr im Schwalm-Eder-Kreis.
Vor dem 2. Weltkrieg gab es in Deutschland ca. 9000 Weißstorchpaare, in Hessen waren es mehr als 200 Paare (1938:225 nach Gebhardt & Sunkel) . Die erste Storchenzählung fand bereits im Jahr 1934 statt. 1966 waren es in Hessen nur noch knapp mehr als 30 Storchenpaare; bis Mitte der 1980ziger Jahre war der Bestand deutschlandweit um 60 % eingebrochen. Der Tiefstand in Hessen war erreicht: nur noch ein Storchenpaar brütete hier.
In dem kleinen Ort Steina in der Nähe von Loshausen gab es Mitte der 1940ziger Jahre einen Storchenhorst (Heinz Stübing, HGON berichtete davon). Die Kinder kletterten dort des öfteren zu den Störchen herauf um sich an ihnen zu erfreuen, sie zu streicheln.
Zur Besatzungszeit wurde das Storchenpaar von den Amerikanern erschossen. Nie wieder haben sich dort Weißstörche niedergelassen.
Der Horst in Loshausen I ist der älteste Storchenhorst im Landkreis. s. Titelbild Bereits 1961-1965 wurde dort erfolgreich gebrütet.
Der Weißstorch wurde in die Liste der streng geschützten Vogelart aufgenommen.
Die Naturschutzverbände waren alamiert, der NABU machte den Weißstorch zu seinem Wappenvogel und den Weißstorchschutz zu einem erklärten Ziel.
Störche in Hessen
Wiederansiedlungsprojekte hatten in Hessen zwar wenig Erfolg, einer der erfolgreichsten Brutstörche in Wabern stammt allerdings aus einem Wiederansiedlungsprojekt aus Frankreich. Diese Störche sind beringt und können deshalb identifiziert werden. Mehr dazu unter Beringung Störchen
Der Weißstorch wurde in die Liste der streng geschützten Vogelart aufgenommen.
Die Naturschutzverbände waren alarmiert, der NABU machte den Weißstorch zu seinem Wappenvogel und den Weißstorchschutz zu einem erklärten Ziel.
Unser Weißstorch Georges – Paris P 9050
Die Ciconias ciconias sind ursprünglich Kolonienbrüter, eine Storchenkolonie hat ihnen früher gezeigt, dass dort ein guter Lebensraum ist, wo Artgenossen brüten. Dieses Verhalten ist genetisch bedingt und hat über viele Hunderte von Jahren zum Bruterfolg geführt. Heute ist es leider trügerisch, denn die zum größten Teil landwirtschaftlich genutzten Flächen bieten ihnen kaum Nahrung, allenfalls bei der Bearbeitung und in feuchten Monaten.
Im Jahr 2018 brüteten in Hessen 691 Storchenpaare, im Durchschnitt wurden in jedem Horst 2 Jungstörche flügge. Im Jahr 2022 sind es weit über 1000 Storchenhorste! Wir werden wohl 2025 die 1500 Horste überschreiten.
Ansiedlung in Wabern
Auf Initiative des Bürgermeisters von Wabern, wurde 1996 in den Ederauen Wabern ein Kunsthorst errichtet. Sichtungen von durchziehenden und rastenden Weißstörchen in Wabern, nicht zuletzt angelockt von der Mülldeponie in Uttershausen, waren die Grundlage für eine erfolgreiche Ansiedlung.
Im Schwalm-Eder-Kreis gab es zu dieser Zeit nur einen weiteren Horst, den Horst auf der Molkerei in Loshausen.
Zwei weitere Horste wurden errichtet: in Zennern (wurde nach ca. 10Jahren entfernt) und Unshausen (seit 2017 belegt, 2024 ist er morsch ). Weißstörche nahmen den Horst in den Ederauen, Wabern im Jahr 2002 erstmals an, es dauerte also 6 Jahre bis Störche sich für den Standort in Wabern, für den Horst Wabern I, Ederauen, entschieden. Diese Zeit bis zur Besiedlung eines bestehenden Kunsthorstes ist nicht ungewöhnlich. Nur wenn bereits Storchenpaare ansässig sind. lassen sich weitere Störche schnell nieder, werden angelockt von den Artgenossen.
Alke und Eberhard Schrader (HGON) betreuten den Horst Wabern I in den Ederauen. Sie gaben diese ehrenamtliche Tätigkeit des Storchenhorstbetreuers an Manfred Gunia weiter, der ab 2004 auch die Betreuung des Horstes Spänebunker Blecher, Wabern übernahm. Waberns Störchen ging es gut zu dieser Zeit, es war ausreichend Nahrung vorhanden, mindestens 80% (4 Jungstörche) wurden im Horst flügge. 2 dieser beiden flüggen Jungstörche fielen in den Schornstein der Schreinerei, Manfred Gunia war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, beobachtete den Absturz und handelte! Hier die Geschichte dazu https://weissstorch-wabern.de/jungstoerche-fielen-in-einen-schornstein/
Weißstörche in den Ederauen Wabern, Wabern I, auf dem ältesten Horst Waberns, belegt seit 2002 Foto Christian Gelpke
Lebensraum für unsere Störche in Wabern
Die Ansiedlung im Jahr 2002 wurde durch die damals noch bestehende Mülldeponie in Uttershausen begünstigt. Dort fanden die Störche einen gedeckten Tisch und entschlossen sich zu bleiben.
Die Deponie besteht heute nicht mehr.
Alleine in der Gemeinde Wabern ist die Zahl der belegten Storchenhorste seit 2004 von 2 Horsten auf 10 belegte Storchenhorste im Jahr 2022 angestiegen. Davon sind alleine 7 Horste im Ortskern von Wabern.
Ein Link zu einer Google Maps Karte, bitte beachten Sie dabei, dass bei der Nutzung Ihre IP Adresse an Google gesendet wird.
Google Maps Karte: „https://www.google.com/maps/d/embed?mid=1K33zpxOrXl1-XblARDq6DnaRKNUlCl8&ehbc=2E312F“
Störche im 18ten Jahrhundert
Seinerzeit wurde der Weiße Storch mit dem lateinischen Namen Ciconia alba benannt.
Der weiße Storch (Ciconia alba) findet sich allenthalben, meist jedoch nur einzeln, am zahlreichsten in den Tälern der Weser, der Schwalm, der Ohm, der Kinzig. Er erscheint Anfang des April, baut sein Nest auf Häusern und Dächern und zieht im September wieder südwärts.
Die Vögel Hessens, Gebhardt und Sunkel
Es ist sicher kein Zufall, dass bei der Neubesiedlung Ende der 1990ziger Jahre der Horst in Loshausen als erster Horst besetzt wurde. Das war im Jahr 1998. Erst vier Jahre später entschied sich ein Storchenpaar für den Horst in den Ederauen Wabern. Feuchtgebiete gab und gibt es in der Schwalm ebenso wie Grünland in viel grösserem Maß, wenngleich auch diese für nur wenige Storchenpaare ausreichend sind. In Wabern lockte wohl eher die Mülldeponie, denn die Felder waren größtenteils bereits trocken gelegt.
Über die Erzählung von Heinz Stübing (HGON) zu dem Horst in Steina, Schwalm-Eder-Kreis gibt es leider keine Aufzeichnungen. Um so mehr freut es uns, das wir davon erfahren durften! Die Menschen hatten zu dieser Zeit andere Sorgen, nur wenige widmeten sich der Beobachtung der Störche und zeichneten dies obendrein auch auf.
Nachfolgend führen wir weitere Zahlen zu den belegten Storchenhorsten im Schwalm-Eder-Kreis, bezogen auf die Zeit vor der Wiederansiedlung, Ende der 1990zige Jahre auf:
1962: Zella, Horstpaar mit 3 flüggen Jungstörchen Loshausen: 1962 4 Jungstörche, 1965 3 Jungstörche
aus Gebhardt & Sunkel
Rückkehrer und Überwinterer
Interessant ist, dass schon zu Beginn der 1990ziger Jahre der Weißstorch in Südhessen, in der Rheinebene, Anfang Februar zurück kehrte.
1929 kehrten trotz grosser Kälte bereits schon um den 10.02. in der Gegend von Mainz, die ersten Störche zurück. In Gießen verzeichnete man den 12.02. als frühesten Rückkehrzeitpunkt.
Überwinterer gab es bereits Anfang der 1990ziger Jahre, sie gehörten zu den grössten Ausnahmen, starben jedoch bei lang anhaltender Kälte am Hungertod, nach maximal 3 Jahren.
Trotzdem gibt es in Deutschland und dem Schwalm-Eder-Kreis immer mehr „Winterstörche“. Im Jahr 2020 überwintern in Wabern bereits 7 Weißstörche. Das ist für unsere Region eine hohe Zahl, schaut man nach Südhessen zu den Bruchwiesen Büttelborn, dann ist es zu vernachlässigen, denn dort halten sich bis zu 250 Weißstörche auf.
